Von Hasen, Eiern, dem Frühling und der Auferstehung

 

Es geht natürlich um Ostern und auf den ersten Blick scheint alles klar:

 

Am Ostersonntag ist Jesus von den Toten auferstanden. Das wird gefeiert

und der Osterhase versteckt bunte Eier für die Kinder.

 

Wenn man aber mal kurz darüber nachdenkt stellt sich die Frage, was denn Eier, Hase und die Auferstehung von Jesus Christus miteinander zu tun haben.

Hasen legen keine Eier.

Sie klauen sie auch nicht, um sie anschließend zu färben und zu verstecken.

Hühner haben damit auch wenig zu tun .Sie legen die Eier, aber sonst...

Beide Tierarten haben kaum etwas mit der christlichen Mythologie zu tun (anders als z.B. das Lamm).

 

Allerdings hat alles mit dem Frühling und dem Erwachen der Natur zu tun. Man könnte auch sagen, an Ostern wird auf vielfältige Art der Frühling und die „Wiedergeburt“ des Lebens gefeiert.

 

elektraUm das richtig verstehen zu können, müssen wir uns in vergangene Zeiten zurückversetzen.

Dabei ist es weniger wichtig, ob wir 2000 Jahre oder noch weiter zurückgehen oder nur ungefähr 100 Jahre.

Entscheidend ist jedoch, dass wir uns vor Beginn des „Elektrozeitalters“wiederfinden .

Im Fall von Hausen müssen wir uns in die Zeit vor 1920 zurückversetzen, denn danach wurde das Wasserkraftwerk gebaut und versorgte Hausen und Umgebung mit Strom.

(Sehr schön nachzulesen: in „Aus der Schatztruhe der Geschichte Hausens“ Nr.6, von Gerhard Batz, unserem Heimatpfleger)

Also stellen wir uns vor:

Der Winter ist lang, kalt und dunkel. Es gibt nur offenes Feuer, Kerzen, oder Petroleumlampen (je nach Zeitalter) als Lichtquellen.

Es gibt keine Zentralheizung, fließend warm Wasser, isolierte Scheiben oder Dächer. 

Es gibt keine Gefrierschränke oder ähnliches, um frische Nahrung aufzubewahren (frisches Obst, Gemüse, Fleisch oder Fisch). Es gibt auch keine Supermärkte, in denen man jederzeit alles kaufen kann.

Die Menschen mussten so gut es ging von eingelagerten Vorräten leben (Sauerkraut und andere eingelegtes Gemüse, eingelagerte Kartoffeln, Rüben, oder Getreide).

Und, falls man „reich“ genug war, hatte man ein Schwein geschlachtet und das Fleisch geräuchert, gepökelt oder zu haltbaren Würsten verarbeitet.

Das alles wurde über den Winter verbraucht und war dann am Ende des Winters aufgegessen.

Genau in diese Zeit fällt nun die Fastenzeit vor dem Osterfest.

Heutzutage wird allenfalls freiwillig auf etwas verzichtet.

In früheren Zeiten mag es wohl eher ein Trost gewesen sein, dass am Ende dieser Zeit des Mangels ja Ostern und der Frühling zu erwarten waren.

Jeder, der heutzutage im Winter unter den kurzen Tagen, der damit einhergehenden Finsternis und der Kälte leidet, sollte daran denken, wie viel schlimmer diese Zeit ohne elektrisches Licht und Strom war.

Wie viel wichtiger muss da der Beginn des Frühlings gewesen sein.

 

Nun zu den Eiern:

 

Auch hierbei kommt das elektrische Licht ins Spiel.

Moderne Hühnerrassen legen zwar wesentlich mehr Eier als die Hühner aus vergangenen Zeiten. Aber selbst eine hochgezüchtete Legehenne merkt, dass der dunkle, kalte Winter nicht die richtige Zeit zum Eierlegen ist.

Denn auch das Huhn legt eigentlich die Eier, um sich zu vermehren. Das tun Vögel aber hauptsächlich im Frühling, wenn die Tage länger werden.

Dank Strom und elektrischem Licht können Hühner heutzutage überlistet werden. Kunstlicht im Stall lässt den Winter vergessen.

 

Früher war das aber nicht so. Da gab es im Winter keine Eier.

Aber dann, wenn die Tage länger werden, dann geht es wieder los. Und weil es ja die richtige Zeit ist, um Junge großzuziehen, legen die Hühner ziemlich plötzlich ziemlich viele Eier.

(ich weiß das ganz genau, weil ich selber Hühner halte. Alte Rassen bzw Mischlinge ohne Kunstlicht)

Deshalb gehören Eier und Frühling zusammen.

 

Und die Hasen?

 

Ja, die Hasen (gemeint ist der Feldhase) sind normalerweise scheu, wie die meisten Wildtiere.

Man sieht sie eher selten.

 Außer im Frühling!

Da hoppeln sie gut sichtbar, vergleichsweise zahlreich über Wiesen und Felder. Es ist nämlich Paarungszeit und die „Brautwerbung“ erfordert Kämpfe der rivalisierenden Männchen, sowie stundenlange „Verfolgungsjagden“ der Angebeteten.

Daher gilt der Hase als Frühlingsbote und auch Fruchtbarkeitssymbol.

 

Der Beginn des Frühlings und die Auferstehung:

 

Es ist nun deutlich geworden, wieso der Frühlingsanfang so wichtig ist.

Er wird und wurde in allen Kulturen, die mit wechselnden Jahreszeiten leben müssen, gefeiert.

 

Um den genauen Termin zu bestimmen, wurde der Lauf der Himmelskörper beobachtet. Die waren früher viel wichtiger, weil sie oftmals die einzigen Lichtquellen waren.

 

Frühlingsanfang ist bei uns am Tag der „Tag- und Nachtgleiche“.

Ab diesem Tag werden die Tage länger als die Nächte.

Als nun das Christentum nach Europa kam, wurden nach und nach viele heidnische Traditionen und Feste mit der neuen Religion vermischt.

Im Laufe der Zeit gingen die alten Bräuche ganz im Christentum auf.

Daher feiern wir heutzutage nicht den Frühlingsanfang, sondern die Auferstehung Jesu. Es ist das wichtigste christliche Fest, da ja Auferstehung und ewiges Leben die zentrale Botschaft des Christentums ist.

 

Der Zeitpunkt des Osterfestes wird jedoch auf „alte“ Art berechnet: Immer am ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond ist Ostersonntag.

Alle anderen Termine (von Fasching über die Fastenzeit zu Palmsonntag bis Pfingsten) richten sich nach diesem Datum.

Und drum herum bleiben die Erinnerungen an vorchristliche Zeiten bestehen: Eier, Hasen, Osterbrunnen, Osterfeuer und vieles mehr.

 

 

12.3.2021, Verfasserin: Ulrike Dräger

Verwendete Literatur:

 Ostereier- Osterbräuche; Vossen, Kelm, Dietze; Hans Christiansverlag, 1987

Aus der Schatztruhe der Geschichte Hausens Nr.6; Gerhard Batz / Gemeinde Hausen, 2013