Abdruck aus dem Forchheimer Tag- und Amtsblatt 1896

Schon am 20. April war dar bayrische Heerführer Tilly zu Ingolstadt seinen beim tapferen Ringen mit dem Schwedenkönige Gustav Adolf bei Rain erhaltenen Verletzungen erlegen. (eine vortreffliche Darstellung des Kampfes am Lech bietet das historische Gemälde des Bamberger Künstlers Messerschmidt.) Kurze Zeit darauf, nämlich am 16. November 1632, war auch Gustav Adolf vor Lützen, auf der Wahlstatt großer Völkerschlachten alter und neuer Zeit, beim Zusammenstoß mit dem genialen Heerführer Wallenstein, dessen Charakterbild von der Parteien Gunst und Hass verwirrt in der Geschichte schwankt, in der Schlacht, in welcher er auf dem rechten schwedischen Flügel den Angriff Persönlich leitete, gefallen. Das Arsenal in Wien verwahrt den von brandiger Kugel durchlöcherten, einfachen Lederwanst des Königs. – am 25. Februar 1634 hatte aber auch der kaiserliche Generalissmus Wallenstein, dem soeben sein Sterndeuter Benno (Seni), im Schlafzimmer zu Eger mit der Warnung verlassen hatte, die von ihm in den Sternen beobachte Gefahr sei noch nicht vorüber, durch den Iren Deveroux den Tödlichen Stoß empfangen.

Die Schrecken des schon vierzehn Jahre hindurch wütenden Krieges hatte sich seit dem Jahre 1631 auch auf unsere fränkischen Lande ausgedehnt. Am 16. Mai 1632 war München von Gustav Adolf besetzt, aber schon im September 1632 wurden von den Feldherren der beiden Heere die Lager zwischen Nürnberg, Fürth und Stein bezogen. Gustav Adolf aber hatte sich, wie Wallenstein triumphierend dem Kaiser berichten konnte, bei der impression, die alte Feste bei Fürth zu erstürmen, die Hörner gewaltig abgestoßen. Wallenstein selbst war endlich auch am 21. September 1632 nach Süden abgezogen. – Nach der oben angedeuteten Katastrophe waren Gallas und der Kaisersohn Ferdinand an die Spitze des Heeres getreten. Im damaligen Bayern und in der Oberpfalz rang der Herzog Bernhard von Weimar mit dem kaiserlichen Feldherren Aldringer und dem ausgezeichneten Reiterführer Johann v. Werth. Der Krieg war schon im Jahre 1632 auch in die Gegend von Forchheim hinübergespielt worden. Im Sommer des Jahres 1634 wurde die starke feste Forchheim, welche bei ihrem bedeuteten umfange und ihrer genügenden Bestatzung von den Schweden und ihren Verbündeten nicht unterschätzt werden durfte, von dem schwedischen Feldmarschalle, Grafen Philipp Gratz, dem die freie Reichstadt Nürnberg zu seiner Unterstützung eine Kompanie Fußtruppen mit Belagerungsgeschützen unter dem Kapitän Wilhelm Schmidt zugestanden hatte, längere Zeit hindurch belagert. Diese Belagerung betreffende Nürnberger Akten entrollen ein düsteres Bild von den damaligen trostlosen zuständen in unserem Heimatlande, von den Entbehrungen und Mühseligkeiten, welche die Bewohner der Stadt und die Insassen der umliegenden Dorfschaften, aber auch die Belagerer selbst zu ertragen hatten.

Schon am 2. Juni 1634 sah sich der schwedische Führer Gratz genötigt, Vom Feldlager vor Forchheim aus den Rath der Reichstadt Nürnberg, „seine besonders günstigen, hoch geehrten Herren von Nürnberg“, um Munition, Pulver, Kartätschen, Granaten, Lebensmittel (vivres) zu bitten, auch um die Absendung von Zimmerleuten in das Lager anzugehen, damit er die angefangenen Schanzen fertig stellen könnte. Der Rath erwiderte ihm, dass Nürnberg nicht im Stande sei, die Lasten der Blockade allein zu tragen; man unterließ aber nicht, dem „Feldmarschall“ ein Fass Wein, ein Kalb, auch zwei holländische Käse für seine Küche hinauszuschaffen. Am 21. Juni 1634 beschlossen die Herrn von Nürnberg, den Abgeordneten in Frankfurt a. M., Herrn J. Terzl, zu beauftragen, sich bei dem schwedischen Reichskanzler (Orenstirna) und dem consilio formato (dem schwedischen Kriegsrate) „beweglich anzulegen und inständig zu agieren, damit von dort aus die Vorräte im Lager ergänzt würden“; auch sollte Joseph Christoph Kreß „förderlich einvernommen werden, und sollte, wenn er nicht mehr in Nürnberg weilen würde, an ihn geschrieben werden, damit er Sorge trage, dass das Geld für das dem Herzoge Leonard von Weimar gelieferte Getreide, das sich auf mehr als 1000 Simra belaufe, in kürzester Frist bezahlt werde.“ Kreß sollte hieran täglich gemahnt werden, Graf Gratz aber sollte veranlasst werden, die Hilfe der schwedischen Kreisvertreter in Anspruch zu nehmen.

 In das Lager von Forchheim schaffte man aber doch Pulver, Granaten, Kartätschen und Stückkugeln; gleichzeitig wurden Klagen darüber erhoben, dass die armen Nürnberger Fuhrleute ihre Pferde nicht zurückhielten, dass „das Nürnberger Volk“ im Lager so gar  arg geplagt sei; ein Verzeichnis vom 22. Juni 1634 gibt Aufschluss, dass damals 3 Zentner Pulver, 46 Lunden, 8300 Musketenkugeln, 400 andere Kugeln, 6 Hacken (Hakenbüchsen) aus dem Zeughause in Nürnberg in das Feldlager abgeschickt wurden. Am 25. Juni berichtete Kapitän Schmidt aus dem Lager, dass er kein Geld habe, um seinen Soldaten die rückständige Löhnung auszubezahlen zu können, dass die Nürnberger „ziemlich großen Mangel leiden müssten“, dass es an Arbeitern und an Kriegsmaterial gebreche, ja dass man „schon gewaltigen Hunger leide.“ General Kratz selbst verlangte am 28. Juni 1634 vom Nürnberger Rath neuerdings Munition, Gewehre, Arbeiter zum Schanzenbau, worauf ihm am 29. Juni Pulver, Granaten, 6000 Stück Kartätschenkugeln zugefahren wurden. Am 6. Juli richtete Kratz von Bamberg aus ein Schreiben nach Nürnberg, worin er um Zusendung von Lebensmitteln in das Lager vor Forchheim bat. Am gleichen Tage erstattete der Nürnbergische Beamte „Burkhard Löffelholz“ an seine Ratsherren Bericht, dass am 5. Juli 200 kaiserliche Reiter in der Nähe von Großgründlach (bei Nürnberg) einen Angriff auf die Schweden unternommen hätten, dass auf Seite der Feinde ein wackerer junger Kerl tot  geblieben sei, dass die Schweden zwei Reiter verloren hätten; zugleich teilte der Berichterstatter mit, es sei von der Festung Forchheim aus ein Ausfall unternommen worden, die Ausfallenden seien aber wieder hineingejagt worden.

 Am 12. Juli 1634 zeigte General Gratz dem Rate von Bamberg aus an, dass von dem ihm „zugestandten Volke“ nur mehr 180 Mann vorhanden seien, dass er, wenn er nicht „weiteres Volk“ erhalten würde, gezwungen wäre, die Blockade von Forchheim aufzuheben, und dass er dann die Stadt Nürnberg hierfür verantwortlich machen müsste; zugleich forderte er 12 Artilleriepferde „für die Stuck“ (Kanonen). Auf das Gutachten der Kriegsverordneten hin beschloss der Rat am 13. Juli, dass dem Feldmarschall zu antworten sei, man habe Seiner Durchlaucht, dem Fürsten Bernhard von Weimar, ein „mehreres Volk“ nicht versprochen, es seien nach der Meldung des Kapitäns Schmidt noch 187 Mann vor Forchheim vorhanden, zu denen noch 14 kommandierte Musketier gekommen seien; zudem habe auch Kratz nicht nötig, das „Bloquement“ aufzuheben und der Stadt Nürnberg „gleichsam die Schuld allein beizumessen“, übrigens wolle man „dem Begehr gar gerne willfahren“; es sei aber das meiste Volk in dieser Stadt „von nöten“, auch sei Nürnberg gleichsam eine Vormauer; man habe aber nicht einmal soviel Volk, um die notwendigen Posten um die Stadt aufzustellen und diese selbst „auf das allerschlechteste“ zu besetzen; Gratz möge die Sache „dem Herrn Bernhard Herzog, Fürstliche Gnaden“ unterbreiten und denselben bewegen, sich mit der bereits geschickten Kompanie zu begnügen, „das in Wilmersdorf gelegene Regiment nach (nacher) Bamberg zu schicken, von dort aus aber anderes Volk vor Forchheim zu kommandieren“; man sei aber erbötig, wenn es vor Regensburg gut abliefe und in Bayern (an der Donau), ein glücklicher Streich geschehe, und man vor dem Feinde etwas besser gesichert sei, nicht allein die 200 Mann, sondern auch „noch ein mehreres“ herzugeben, und „verhoffe, dass Seine Exzellenz Graf Gratz diese wahrhaftige Entschuldigung zur contention annehmen und sich nunmehr acquiescieren würde.“ In dem Schreiben ist weiter bemerkt: weil Seine Exzellenz unlängst ein Stuckgeld für die Offiziere begehrt hätte, so könne geantwortet werden: es könne ein mehreres nicht zugeschossen werden, weil das aerarium Grund erschöpft sei“ Feldmarschall Gratz solle sich an seinen Herrn Reichkanzler und an das consilium formatum wenden.

Gleichzeitig schrieb der Rat an den Bevollmächtigten in Frankfurt, dass dieser sich dafür verwenden möchte, dass etliches Volk aus Erfurt, aus Schweinfurt, dann noch das Regiment des Herzogs Wilhelm „zur Blockierung“ von Forchheim herbeigebracht würde. Kapitän Schmidt sollte eine Anzahl Zimmerleute und 16 – 20 Pferde erhalten, weil sonst, wenn der Feind Forchheim besetzen würde, und der Graf Gratz „sich retiriren“ müsste, die Stuck notwendig stehen bleiben und dem Feinde in die Hände fallen müssten, welches der Stadt Nürnberg „nicht allein ein unauslöslicher Schimpf und Spott, sondern auch ein starker Verlust“ sein würde, indem „solche Stuck“ 7000 – 8000 fl. wert seien; dem Kapitän sollte auch der verlangte „Steckenknecht“ hinausgeschickt werden, den Soldaten aber sollte die Löhnung gegeben werden, „weil diese sonst keinen Verdienst hätten.“ Der Steckenknecht war begehrt worden, weil viele Soldaten ohne Urlaub in die Stadt (wohl nach Nürnberg) gingen. Damals wurden auch durch 300 neue Schanzen auf einer anderen Seite, vor der Festung, aufgeworfen. – Im Rate von Nürnberg klagte man darüber, dass die Belagerung von Forchheim mit ungenügenden Hilfsmitteln ins Werk gesetzt wurde; man war bemüht, von Frankfurt aus in dieser Hinsicht eine Besserung herbeizuführen. Am 14. Juli 1634 bat General Gratz vom Feldlager vor Forchheim aus wiederholt um Musketenkugeln und um Abordnung von Zimmerleuten, worauf ihm die Nürnberger am 16. Juli 6 Zentner und 21 Pfund Pulver in 4 Fäßlein, 5 Zentner Lunden, 1200 Musketenkugeln in acht Kästchen zukommen ließen. An diesem Tage meldete Kapitän Schmidt den gnädigen Herren Kriegsverordneten, seinen großgünstigen Herren dienstfertigst, seine Kompanie sei 180 Mann Stark, hiervon seien 57 krank, 4 andere gingen ab, so dass er nur noch über 119 Mann verfüge, während auch ein Offizier erkrankt sei. Schmidt fügte bei, sie seien der Arbeit nicht mehr gewachsen, seine Leute müssten Tag und Nacht unter freiem Himmel zubringen, auch habe er wahrgenommen, dass etwa 10 aus seiner Mannschaft sich krank stellten, weil sie „nit Pulver schmecken möchten“. Der Kompanieführer teilte ferner mit, dass die Forchheimer vor drei Tagen nächtlicher Weile mit 45 Mann zu Fuß und mit 150 Pferden einen „starken Ausfall“ gemacht, die Belagerer bis an den ersten Wall, ein ziemliches Stück zurückgeworfen und in „konfussion“ gebracht hätte, sodann aber durch den obersten schwedischen Kommandanten, der das übrige Volk aus den Reserven genommen habe, wieder geworfen worden seien. Der Kapitän schreibt, sie seien mit dem Feinde so nahe zusammengerückt, dass man Freund und Feind nicht mehr habe  unterscheiden können; aus der Festung seien über 100 Schuss abgegeben und den Belagerern 15 Mann und 10 Pferde erschossen worden. Aus diesem Berichte ist weiter zu ersehen, dass die Ausfälle nur einen Tag lang unterbrochen wurden, sodann aber in einer Weise fortgesetzt wurden, dass die Musketiere der Kompanie Tag und Nacht auf Wache bleiben mussten, bei Mangel an genügender Belagerungsmannschaft nicht abgelöst werden konnten. Kapitän Schmidt erwähnt, dass in Folge des vielen Schießens einer großen Zahl seiner Leute die Achsel angeschwollen sei, so dass sie den Arm nicht mehr aufheben könnten; er stellt die dringende Bitte, ihm weitere Mannschaften nachzusenden, weil sonst seine Leute „bei trockenen Brot“ invalid werden würden. In einer Nachschrift zeigte er an, dass die „Peuntfuhren“ schon weg gewesen, die Pferde bei der „Artillerie“ sehr von Nöten seien; gleichzeitig bat er aber seine großherzigen Herren um Übersendung der rückständigen Löhnung für seine Soldaten. Die Kompanie erhielt hierauf 14 Pferde mit einem Knechte, 6 Doppelhaken, unter der Weisung, die Pferde nur zur Artillerie zu verwenden; der Rath fasste aber auch noch den Beschluss, einen Kommissar in das Feldlager zu senden, damit sch dieser davon überzeuge, an was dort noch mangele.

Von Bamberg aus sandte am 21. Juli Feldmarschall Kratz ein Schreiben nach Nürnberg, des Inhalts, dass vor Forchheim Mangel an Munition sei, weil täglich „an Kugeln und Lunden sonderlich viel ausgingen“; gleichzeitig bat er, Stuck, Feuerkugeln und Mörser in guter Beschaffenheit zu halten; auch beklagte er sich darüber, dass das gelieferte Pulver so schlecht die, dass man aus den Musketen auf keine hundert Schritt schießen könne.

Am 23. Juli schilderte Kapitän Schmidt dem hoch wohl weisen Rate seiner Stadt nochmals die traurige Lage seiner Leute; er meint, es gehe mit der Belagerung „gar schläfrig“ her, es gebreche an Volk, die Soldaten müssten ohne Ablösung Tag und Nacht auf Wache bleiben, „scharmütziren“ und dabei Arbeiten, die Krankheiten rissen gewaltig ein; der Feind habe am hellen Tage mit 300 Mann einen Ausfall auf dem Laufgraben gemacht, als es Stricke geregnet habe, 30 Mann seien niedergehauen und gefangen genommen worden, darunter ein Leutnant. Das heftige Regenwetter richte großen Schaden an; wenn nicht mehr Volk ankomme, so könne man nichts ausrichten. Weiter wird berichtet, es sei eigens schon eine Schanze mit 5 Schutzlöchern errichtet worden, über dem fort corps de Quardt und auch noch an einem anderen Orte sei eine Redoute fertig, man sei bis auf 1000 Schritt bis an die Festung vorgerückt; also werde man bald Feuer hineinwerfen können; Doppelhacken würde man sehr wohl brauchen können. Der Kapitän erzählt sodann, dass 26 feindliche Reiter aus der Festung gebrochen seien, einen Außenposten überfallen hätten, dass aber 20 Pferde verwundet worden seien, dass auch 10 Musketiere hierunter ein Offizier, auf dem Platze geblieben seien; es sei der Feind aber doch so eingeschüchtert worden, dass es während des ganzen Tages dann ganz stille gewesen sei.

Am gleichen Tage ließ der Rath von Nürnberg Geld und Brod in das Feldlager verbringen, am 31. Juli aber Brandstoffe (innen und außen mit geschmolzenem Zeuge überzogen) vor Forchheim verbringen. (Es wurden überhaupt vom 22. Juni bis zum 20. Juli 8 ½ Zentner Pulver, 400 Pfund Musketenkugeln, 6 Doppelhaken, 600 andere Kugeln, vom 23. Juni bis zum 16. Juli weitere 621 Pfund Pulver, 2586 Pfund Stückkugeln und 28000 Stück andere Kugeln aus dem Nürnberger Zeughause in das Feldlager verabfolgt.)

Am 29. Juli 1634 sprach man sich im Rate von Nürnberg dahin aus, dass man zwar besorgt sein müsse, dass das Geschütz der Stadt vor Forchheim nicht zu Verlust gehe, wenn es zur ernsten „Attackierung“ der Stadt kommen würde, dass man sich aber auch nach Frankfurt wenden müsse, damit Proviant und Mannschaften aus den Garnisonen zu Würzburg, Ochsenfurt, Schweinfurt, Königshofen, aus Bamberg und anderen Orten in das Feldlager vor Forchheim abgegeben würden, zumal die Stadt nicht allzu stark „fortisiert“ sei und auch keinen heftigen Widerstand leisten könne.

Inzwischen hatte man es auch in Nürnberg für gut befunden, einen Mann, welcher etliche Wochen in Forchheim gearbeitet hatte, zu befragen, ob Forchheim stark verschanzt sei, wie viel Volk in der Festung liege, ob dieselbe mit Proviant und Munition wohl versorgt sei, ob er „nicht ein Mittel wisse, dass ihnen das Wasser könne genommen werden,“ und ob man die Forchheimer wohl mit Feuer zu bezwingen vermöchte. Der Gewährsmann meinte, Forchheim könne mittels Feuer und durch Entziehung des Wassers, und zwar „mehren teils“ durch das Abgraben des Wassers, überwältigt werden, denn er wisse eine Stelle, eine gute halbe Stunde von der Stadt und ungefähr einen Musketenschuss von der Reuther Mühl entfernt gelegen, „dort wolle er sich selbst unterfangen, das Wasser so abzugraben, dass die Einwohner der Stadt keinen Tropfen Wasser, weder in den Schöpfbrunnen, noch in den Kellern, noch in dem Graben mehr holen würden, auch nicht mehr mahlen könnten; er bitte aber untertänig, diese seine Angabe geheim zu halten, damit er nicht gemeldet werde, was in sonst das Leben kosten würde.“ Der nämliche Mann teilte den Kriegsverordneten zu Nürnberg weiter mit, dass „sonst, inwendig in der Stadt, alles wohl verwahrt, dass noch viel Munition vorhanden, dass die Stadt mit etwa 700 großen und kleinen Stücken „genugsam“ versehen sei, nicht aber „gar überflüssig mit Proviant“, denn der gemeine Mann „nit viel mehr zum besten habe“; wenn das Wasser genommen werden würde, so dass sie nicht mahlen, auch das Vieh und die Pferde nicht tränken könnten, würde es bald „eines anderen mit ihnen werden müssen.“ Wenn er (der Gewährsmann) es recht verstanden habe, so erwarteten die Forchheimer einen starken Suecurs und hätten ach einen Edelmann, namens Wolfsthaler, zum Baiernfürsten abgefertigt; „ihr Dutzend stehe sonst ins Frankenland,“ wie sie sich auch hätten verlauten lassen, dass sie, „wenn die Weimarischen von der Stadt weg geschlagen würden, als sobald nach Schweinfurt zu gehen und an selber Stadt einen Anfang zu machen, zuvor aber alles um Nürnberg zu verheeren, zu verderben und zu verbrennen“ vorhätten.

Aus den Nürnberger Ratsakten ersehen wir nun weiter, dass plötzlich, am 2. August 1634 Nachts, ein Trompeter des Herzogs Bernhard von Weimar sich über Nürnberg in das Feldlager vor Forchheim begeben und dorthin die Nachricht überbracht hat, dass das „Bloquement“ am 4. August aufgehoben werden solle; Burkhard Löffelholz hatte von dem Oberstleutnant Peter Ulherr im Heilsbronner Hof in Nürnberg erfahren, dass die nach Nürnberg gedrungene Nachricht wahr sei, dass das Volk und die Stuck (der Nürnberger) vor Forchheim zu Schiff geladen und nach Bamberg gefahren werden sollten, die Reiterei aber angewiesen worden sei, am 4. August den ganzen Tag über vor Forchheim zu halten, damit die Forchheimer die Abziehenden nicht war nehmen und ihnen keinen Schaden zufügten; derselbe Ulherr hatte auch mitgeteilt, dass in Bamberg etliche 1000 Mann, fremdes Volk, angekommen seien, dass man nicht recht wisse, ob zur Entsetzung von Forchheim, oder, um gegen Coburg und nach Thüringen zu marschieren, weiter, dass Ihre Fürstliche Durchlaucht Herzog Bernhard von Weimar den Herrn Marktgrafen Christian angewiesen hätten, sich von Plassenburg hinweg zu begeben und ein Kommando zu übernehmen, da sie Plassenburg einen anderen Kommandanten erhält.

Postmeister Christoph Albrecht in Nürnberg berichtete um die nämliche Zeit, dass der erwähnte Trompeter sich von ihm habe nach Forchheim fahren lassen, dass er bei seiner Rückkehr erzählt habe, dass er die Ordre überbracht habe, die „Ploquierung“ von Forchheim aufzuheben.- Burkhard Löffelholz hatte noch einen Herrn von Plangsdorff, der sich am vorausgegangenen Freitage von der Weimarischen Armee hinweggemacht hatte, am 3. August 1634 in Nürnberg angekommen war, ausgehorcht und Erfahren, dass dieser Herr bei Herzog Bernhard nicht habe vorkommen können, weil die Armee von Augsburg weg, gegen Lauingen und Dillingen zu, habe dirigiert und dort in die Quartiere gelegt werden sollen; Plangsdorff sollte mitgeteilt haben, dass die schwedische Armee, solange sie vor Augsburg in Baiern gelegen, um 3000 Mann Fußvolk und um 1000 Pferde abgenommen habe, ferner dass Herzog Bernhard von der Stadt Augsburg 1000 Reichstaler begehrt habe, solche aber nicht habe erhalten können, so dass Oberst Bauerwald das Geld habe vorschießen müssen, dann, dass in Augsburg noch 220 Schaff Korn vorgefunden worden seien, wovon die Armen 140 Schaff erhalten haben, während der Rest noch vorhanden sei, endlich dass die Stadt, als sie hätte „attaquiert“ werden sollen, sich keine 12 Tage mehr hätte halten können. Plangsdorff berichtete auch, dass die Horn`sche Armee, welch sich von der weimarischen abgesondert habe, nicht über 6000 Mann Stark sei.

In den Akten des Rates findet sich auch noch eine Vormerkung vom 4. August 1634, dass man an den Oberstlieutenant der Artillerie vor Forchheim schreiben solle, er möge auf die Zurücksendung der Nürnberger „Stücke“ bedacht sein, da man ihm bei der kürze der Zeit keine Pferde schicken könne, um die Geschütze abzuholen. Der Lieutenant des Capitäns Schmidt erhielt die Weisung, sich mit seiner Compagnie nach Nürnberg zu begeben. Das deshalbige Schreiben brachte der Postmeister jedoch mit der Meldung zurück, dass er den Brief zwar am 3. August mit der Post fortgeschickt habe, dass aber 1 einhalb Stunden vor Forchheim die Nürnberger, aus dem Feldlager zurückkehrenden Zimmerleuten entgegen gekommen seien und gesagt hätten, dass das Lager vor Forchheim wirklich aufgehoben sei, das der Feind auch schon aus der Festung herausstreife, weshalb die Post umkehren müsse, welchen Rat man auch befolgt habe. Die Ratsherren von Nürnberg beschlossen sodann am 5. August, an den gnädigen Herrn Feldmarschall Gratz (sie nennen ihn „Kratz“, obwohl er selbst stets zeichnet : „Grave Kratz“), oder an dessen Offiziere zu schreiben, man möge doch, nachdem die Belagerung Forchheims abgehoben worden sei, es aber verlaute, dass die „Stuck“, die Büchsenmeister und die dem Capitän Schmidt unterstellte Compagnie der Reichsstadt Nürnberg nach Bamberg überführt worden seien, darauf Rücksicht nehmen, dass man in Nürnberg die Geschütze und die Mannschaft selbst notwendig brauche, da ja auch schon eine Anzahl ansehnlicher Dorfschaften im Knoblauchslande, einen Stunde von Nürnberg entfernt, in Asche gelegt worden sei, und weil zu befürchten sei, dass noch weitere Ortschaften angezündet werden würden; auch mögen doch Truppen nach Wilmersdorf gelegt werden, damit der Weg nach Frankfurt offen bleibe.

Aus einer Vormerkung zu den Alten vom 16. August 1634 geht hervor, dass der Rath Abgeordnete zum Kommandanten von Forchheim geschickt hatte, um ihn zu bitten, die Contribution zu erleichtern. Den Abgesandten eröffnete der Kommandant, dass er verboten habe, dass Brand gestiftet werde; er müsse aber darauf aufmerksam machen, dass der Feind im Bistum Bamberg mit Sengen und Brennen unverantwortliche Exzesse verübt habe, auch gegen Leibspersonen grausam vorgegangen sei; zudem sei noch während der Belagerung der Wachtmeister Lieutenant zu Forchheim in das feindliche Feldlager geschickt worden. Derselbe habe die Nachricht mitgebracht, dass Feldmarschall Gratz befohlen habe, es sollen alle Nürnberger Dorfschaften bis an die Gärten (vor Nürnberg) weg gebrannt werden, und wenn das von Forchheim aus nicht geschehen würde, so wolle er es selbst tun; er (der Kommandant) wisse aber nicht, ob solche Äußerungen nur zu Gehöhr geredet worden seien, oder ob sie der Wahrheit entsprächen, da er sichere Kunde hierüber nicht empfangen habe. Die Abgeordneten zeigten dem Rate auch noch an, dass sie die Stadt bei dem Kommandanten, General Schletz, hätten entschuldigen wollen, dass er aber „solches nicht akzeptiert“ und erwidert habe, dass die Stadt die volle Schuld treffe; dass sie feindselig vorgegangen sei, dass er deren feindliche Tätigkeit beanstanden müsse und vermerken werde; so seien ja auch die Herren von Nürnberg während der Belagerung „in Kammerwägen herüber und Spazieren gefahren!“ Die Abgesandten teilten dem Rate auch mit, dass, soweit sie hätten erfahren können, man noch ziemlich viele Lebensmittel in Forchheim gehabt habe; es seien die Preise in Forchheim nur halb so hoch, als jene in Nürnberg, insbesondere befänden sich noch an 1000 Stück Vieh in Forchheim, die Bürger seien allerdings etwas abgemattet; es lägen 1200 Soldaten in der Festung; die drei Nürnberger „Stuck“, welche bei dem Abzuge versenkt worden seien, hätten die Forchheimer wieder heraufgeholt und nebst „vielen anderen Materialien“ in die Festung verbracht. Am 11. August 1634 schrieb Albrecht im Hof (Imhof) von Schweinfurt aus an den „Ehrenwerten, Fürsichtigen, wohlwollenden Rath der Reichstadt Nürnberg“ ein „kleines Brieflein“ und vermeldete Nachstehendes: die Compagnie habe von Forchheim nach Bamberg marschieren müssen, der Oberstlieutenant habe dieselbe mitgenommen; es möchten doch die Herren (in Nürnberg) schreiben, damit die Mannschaft nach Nürnberg zurückkomme; am Montag sei vor Forchheim aufgebrochen worden, doch habe es schon beim „Verbringen zum Bot (Boot) Anstand gegeben“; sie hätten das Getreide, das Stroh und 150 Zimmermannsbarren zurücklassen müssen, der Oberstllieutenant von der Artillerie habe die Sache schändlicher Weise verwahrlost; er habe 3 halbe Feldstücklein in das Wasser werfen, 4 Kannen Pulver in die Luft Feuern lassen, wobei es die Herren in Nürnberg wohl nicht bewenden lassen würden lassen. Imhof erzählt sodann, dass die Compagnie habe nach Schweinfurt, und nachher nach Kitzingen marschieren müssen, dass man verlangt habe, nach Hause zurückkehren zu dürfen, dass „der Jakob von der Artillerie“ den Feldmarschall gebeten habe, dass er sie doch abziehen lasse, dass aber, weil er den Mund zuviel aufgetan habe, der Generalfeldmarschall ihn mit dem Rappiere geschlagen und ihn „beim Brofosen festgesetzt habe.“

Die Aufhebung der Belagerung, die Vorgänge hierbei und die weiteren Ereignisse nach derselben, schildert auch ein Brief des Zeugmeisters Lukas Schnitzer von Nürnberg, aus dem unterfränkischen Lager, an den Zeugmeister Johann Caroll im Zeughause zu Nürnberg, an „seinen großgünstigen Herrn, wie es den Nürnbergern gegangen ist, wie sie von einem Ort zu anderem herumflüchten mussten und wie doch „Eben so viel nit ausgericht ist, als nichts“, will er schreiben Schnitzer erzählt, dass sie „3 Stuck mit allem Zubehör und Material“ verloren hätten, die sie wegen der großen Unordnung hätten im Stiche lassen müssen, dass sie „mit einer langen Nase“ von Forchheim hätten abziehen müssen, dass er selbst, da man Nachts aufgebrochen sei, auch seine Sachen habe liegenlassen müssen, so dass er jetzt nur ein einziges zerrissenes, nasses, mit Ungeziefer behaftetes Hemd auf dem Leibe trage. Schnitzer führt an, dass in folge der Unbilden, denen sie ausgesetzt gewesen, 5 Nürnberger Stuckmeister krank danieder lägen, nämlich Hieronymus Lauterer, Kaspar Engelhard, Hans Gebellein, Georg Hiller, dann auch der Ullerich, welcher in den Knöchel gestochen worden sei und nicht gehen könne, so dass man nicht wüsste, wie man ihn fortbringen solle. Der „Balbiner“ verlangte von ihm einen Taler, - aber keiner von allen Nürnbergern habe „einen Heller oder einen Pfennig;“ man entlasse die Stuckmeister nicht, wenn gleich keiner von ihnen mehr ein Stuck (eine Kanone) zu bedienen habe. Auch Schnitzer bat, dass die Herren in Nürnberg sich für ihre Leute verwenden möchten, auf dass man sie heimziehen lasse, da ohnehin die meisten von ihnen vorhätten, auszureißen. Schnitzer fährt fort: „was haben wir bei ihnen zu tun, unsere Kleider, unsere Hemden sind zerrissen, wir haben keine Schuhe, in denen wir gehen könnten; die Herren sollten es wissen, wir sehen aus wie Bettelbuben. Unsere Herren wissen das nicht von ihrem Volke, von ihren ehrlichen Leuten; ich habe mich für die Meister (Stuckmeister) schon in Schweinfurt gerührt, da hat man mich beim Brofosen mit Händen und Füssen angeschlossen, wie einen Dieb oder einen Mörder; also Niemand nimmt sich um uns an, seit 8 Tagen sind die Herren nicht mehr herausgekommen!

Aufschlüsse über die Verhältnisse nach der Beendigung der Belagerung und beim Abzuge der Nürnberger aus dem Feldlager vor Forchheim gewährt eine Relation des Lieutenants Hans Paulus Baumgartner, von und zu Holenstein, die dem Rate der Reichsstadt am 19. August 1634 vorgelegt wurden. Der Lieutenant äußerte sich über die Schicksale seiner Compagnie folgendermaßen: Am 3. August sei der Trompeter seiner fürstlichen Durchlaucht in das Lager vor Forchheim gekommen, habe die Ordre überbracht, die Blockade aufzuheben. Baumgartner habe nun den Oberstlieutenant Wrangel gefragt, wie er sich mit seiner Compagnie zu verhalten habe; es sei ihm hierauf der Bescheid gegeben worden, dass der Trompeter durch Nürnberg gereist sei, dass also die Herren von Nürnberg wohl wissen würden, dass die Belagerung aufhöre, es werde deshalb sichtlich heute noch eine Ordre aus Nürnberg eintreffen. Baumgartner sei aber, da zur Zeit der Dämmerung noch kein Bote aus Nürnberg angekommen gewesen sei, wieder zum Oberstlieutenant gegangen, um sich weitere Befehle zu erbitten, da sei ihm aber eröffnet worden, dass es ihm nicht gelingen werde, mit der Compagnie nach Nürnberg durchzukommen, da die Kroaten in starken Haufen von Neumarkt aus um Nürnberg herumstreiften und diese wohl auch erfahren haben würden, dass die Nürnberger Compagnie erwartet werde, und darum auch derselben nachsetzen würden; es sei zudem auch nicht geraten, ohne Erlaubnis Seiner Exzellenz abzuziehen. Baumgartner solle, wenn in der Nacht seine Ordre von Nürnberg eintreffen würde, im Namen Gottes mit nach Bamberg gehen und dort weitere Befehle abwarten; so sei denn die Compagnie mit nach Bamberg gezogen und noch am nämlichen Tage dort angelangt, wo ihm gesagt worden sei, dass der Oberstlieutenant von der „Artillerie“ eine Ordre von den Nürnberger Herren erhalten habe, in der gesagt sei, dass die Compagnie bei Strafe der Entlassung nach Nürnberg zurückzubringen sei. Oberstlieutenant Wrangel habe aber erklärt,  dass ohne Erlaubnis Seiner Exzellenz niemand aus der Armee ausscheiden dürfe. Am Freitag darauf sei Baumgartner wieder zum Oberstlieutenant gegangen, habe vom ihm vernommen, dass noch keine weitere vorgetragen, dass er bei Strafe der Dimission die Compagnie heimführen müsse; der Feldmarschall habe ihn gefragt, ob er sich durchzukommen getraue, und wann er nach Schweinfurt geritten sei; als er nun auf dem Rückwege nach Haßfurt gelangt, sei das Volk vor Bamberg schon aufgebrochen gewesen; weil er nun weiter erfahren habe, dass bei dem Oberstlieutenant ein neuerliches Schreiben aus Nürnberg angelangt sei, so habe er sich am nächsten Tage zu demselben begeben, ihm berichtet, dass er von Seiner Exzellenz Erlaubnis erhalten habe, auf dem nächsten Wege über Windsheim mit seinem Volke nach Hause zu marschieren; der Oberstlieutenant habe ihn aber, da er keine schriftliche Ermächtigung habe vorzeigen können, nicht abziehen lassen, so dass sie mit nach Schweinfurt hätten abrücken müssen, wo sie am 10. August eingetroffen seien.

Daselbst habe er bei seiner Vorstellung von Seiner Exzellenz zur Antwort erhalten, er (der Feldmarschall) „habe sich nit besonnen, habe gemeint, er habe dem Wrangel eine schriftliche ordere gegeben“, hierauf habe Graf Gratz eine entsprechende Urkunde ausgefertigt; trotzdem habe Baumgartner alsbald die Weißung erhalten, sich am 11. August auf dem Rendez-vous-Platze einzufinden; diesem neuerlichen Befehle habe er aber keine Folge geleistet, habe vielmehr sein Volk aus dem Quartiere „über die Brücke und davon geführt;“ es habe aber Seine Exzellenz nun einen Boten nachgeschickt und ihn (den Leutenant) zu sich gebeten, ihm persönlich eröffnet, dass sie wieder ins Quartier ziehen, und sich, wenn es nötig werden würde, in die Stadt Schweinfurt begeben müssten; es sei ja auch sehr schwer durchzukommen, da der Feind „gar Stark“ um Windsheim streife. Baumgartner habe also „wider willen parriren müssen.“ Als nun das neuerliche Schreiben des Rates eingetroffen sei, in dem zu lesen, dass die Compagnie dringend verlangt werde, habe er solches Seiner Exzellenz zu lesen gegeben; er habe aber zur Antwort erhalten, „wenn die Herren wollten, dass ihr Volk seine Hilfe komme, so sollten wir abmarschieren, falls er (Baumgartner) sich aufgetraute, sicher durchzukommen, übrigens solle er beim Rendez-vous erscheinen“.

In der Relation wird dann dargelegt, am Nachmittage um 1 Uhr sei ein Bote des Landrichters von Bamberg (Streitberger) mit einem Schreiben eingetroffen, durch welches Baumgartner benachrichtigt worden sei, dass seine Herren den Streitberger gebeten hätten, „sein bestes zu tun, auf das die Compagnie wieder nach Nürnberg käme.“ Auf dieses hin sei er „ohne Urlaub einiger Menschen“ von Schweinfurt weggezogen, sei in einem Dorfe ins Quartier gerückt, aber am 11. August wieder aufgebrochen, um den Weg gegen Kitzingen einzuschlagen; als er sich aber mit der Compagnie etwa eine halbe Stunde vom Rendez-vous-Platze entfernt befunden habe, sei ein Reiter dahergekommen und habe vermeldet, „Seine Exzellenz wären unwillig das Baumgartner nicht zum Rendez-vous gekommen; Exzellent hätten befohlen, dass er sich an den linken Flügel bei der Kavallerie anzuschließen habe, die bereits aufgebrochen sei“

Dieser Weisung sei er aber wieder nicht nachgekommen, sondern weiter gegen Kitzingen zugezogen. Unfern von Kitzingen, im Walde, seien Seine Exzellenz daher gefahren gekommen, hätten ihn gefragt, ob er gestern von Schweinfurt aufgebrochen sei, was er mit „Ja“ beantwortet habe, indem er beigesetzt habe, es hätte der Landrichter geschrieben, er solle „doch mit ehestem hinaufkommen bei Verlust alles des Seinigen und bei Vermeidung höchster Ungnade“. Seine Exzellenz hätten nun erwidert, „Sie würden das nun glauben müssen; wenn Baumgartner würde heim kommen, so solle er seine Herren fleißig grüßen“; also sei er weiter gezogen, habe am 13. August 150 Ochsen genommen, um seine Wagen weiter schaffen zu können; von Windsheim sei er am 17. August fortgezogen, habe dann noch ein Nachtquartier aufgesucht, von dem er sich am 18. August weiter begeben habe, worauf er durch Ammendorf, dann über die Regnitzbrücke gekommen und noch am gleichen Tage, gottlob glücklich, in Nürnberg angelangt sei; etliche Kranke, aber auch 5 fl. 4kr. Geld habe er in Windsheim zurückgelassen; er hoffe aber, dass alles mit den Getreidefuhren in Nürnberg ankommen werde.

Der Relation liegt eine Urkunde bei, welche die Überschrift führt: „Die Stuck betreffend“.

Dieses Schriftstück besagt: „herausgegeben worden sind: 10 Stuck, nämlich 4 doppelte Falkonet, 4 einfache Falkonetlein und 2 Regimentsstücklein; davon sind noch vorhanden: 4 doppelte und ein einfaches Falkonet und zwei Regimentsstücklein. Die drei einfachen Falkonet sind vor Forchheim geblieben; den Grund kann man von den Constablern, so mit den Kranken kommen erfahren; wir haben Seine Exzellenz mitgenommen: 4 doppelte Falkontelein und 2 Regimentsstücklein; ein einfaches Falkonet ist aus Mangel von Pferd zu Schweinfurt auf dem Markt stehen geblieben.“

Diese Beilage sagt also lakonisch, das Nürnberg bei der Belagerung von Forchheim alle seine Geschütze verloren habe! – Hiermit Schließen die mit der Überschrift „Die Blockade von Forchheim“ versehenden Akten.

Diese wenigen Schriftstücke sprechen deutlicher und klarer als viele dicke Bücher, eine Sprache, die uns lehrt, welche traurigen zustände zur Zeit des dreißigjährigen Krieges in unserem Vaterlande herrschten!

Wir entnehmen aus diesen Überbleibseln vergangener Jahrhunderte, mit welch ungenügenden Hilfsmitteln im Jahre 1634 die Belagerung Forchheim in das Werk gesetzt worden ist. Immer kehren die Klagen, über den Mangel an Mannschaft, an Munition, an Lebensmitteln, sogar an Geld wieder! Wäre auch Regensburg über Erwarten schnell gefallen, so wären doch auch die Schweden, denen die Reichsstadt Nürnberg offenbar nur widerwillig, und aus Furcht vor noch größeren Nachteilen, Heerfolge leistete, nicht imstande gewesen, die Festung Forchheim, welche mitten in dem vom Feinde besetzten Lande gelegen, den kaiserlichen Truppen einen festen Stützpunkt gewährte, zu überwältigen. Es kommt hierbei in betracht, die Mauern, eine nicht geringe Besatzung, 700 Geschütze, vieles Vieh, große Getreidevorräte bargen, dass die geringe Anzahl von Belagerern durch täglich unternommene Ausfälle beunruhigt wurde, schließlich infolge der ungenügenden Verpflegung und der aufreibenden Beschäftigung, auch durch Krankheiten, so geschwächt wurde, dass an eine Erstürmung der Feste nicht mehr gedacht werden konnte. Auch durch die Anlegung des heute noch bestehenden Schwedengrabens, mittels den man den Forchheimern alles Wasser zu entziehen zu können wähnte, dessen Entstehung nicht dem Scharfsinn der Heerführer, sondern der Findigkeit eines einfachen Arbeiters zu gut gerechnet werden muss, war nicht geeignetschaftet, den Mangel an Leute, an Kriegsmaterial, an Proviant im schwedischen Lager, als Gegengewicht zu diene. Die schwedischen Arbeiter, welche die Wiesent in ein neues Flussbett drängten, hatten allerdings keine Ahnung davon, dass der neue Graben noch nach Jahrhunderten Forchheim und dessen nächste Umgebung vor Überschwemmungen bewahren, sich als ein Freund der Stadt zeigen werde.

Die oben erwähnten Aufzeichnungen entrollen aber auch ein treues Bild von den Kulturständen im 17.Jahrhundert. Fortwährend war das Leben, die Freiheit, das Eigentum der Bevölkerung bedroht. Die Schonung, welche den Scharen selbst in Feindesland unbefohlen war, konnte kaum mehr geübt, noch weniger überwacht werden. Konnte man ja doch auf ein Regiment deutscher Soldaten 4000 Personen zum Tross rechnen. Wo die Heermassen durchzogen, ließen sie eine verzweifelnde Bevölkerung zurück. Wie sollte die fortwährend bedrohte Landbevölkerung noch angespornt werden, die Äcker zu bebauen, Vieh nachzuziehen, wenn die Gefahr bestand, in kurzer Frist die Fluren von den Pferdehufen zerstampft, das Groß und Kleinvieh weggeschleppt, das ersparte Geld geraubt zu sehen! Der langjährige Krieg brachte es mit sich, dass der Sinn für Recht und Gerechtigkeit, jedes menschliches Gefühl bei den Bewohnern jener Gegend, in welchen die verrohten Horden heimisch geworden waren, mehr und mehr schwand, wenn Plünderung, Mord, Gewalttat auf der Tagesordnung stand. Ein großer Teil der Einwohner verkümmerte im Jammer, Not und Entbehrung, den Verlust der Angehörigen und des Eigentums in dumpfen dahinbrüten  beklagend, ohne den Mut fassen zu können, auf eine Besserung auch nur zu hoffen. Der Mensch musste sich zweifelnd fragen, ob er wirklich ein Ebenbild des Schöpfers, zu einer höheren Bestimmung geboren sei.

Es zeigen uns die Aufzeichnungen aus jenen trüben Tagen, wie wandelbar das Kriegsglück ist, wie sehr die Freunde schwanken, wenn der Führer keinen Erfolg nachzuweisen vermag.

Die geschilderte Episode aus dem großen Kriege, der an und für sich nur eine geringe Bedeutung zukommt, veranschaulicht aber doch auch, welch großen Entbehrungen nur Leiden auch die in das Heer Eingereihten damals unterworfen waren, welch geringe Fürsorge für die Erhaltung des Lebens und der Gesundheit der Armen Angehörigen getroffen war; man sieht aber auch, wie sehr die Disziplin, auch im Schwedenheere, gelockert war, nachdem die hervorragenden Heerführer vom Schauplatz ihrer Taten für immer abgerufen waren. Wir begreifen es aber auch, dass selbst die größeren und befestigten Städte durch die andauernden Verluste an Mensch und Eigentum in einen wahrhaft jammerwollen Zustand versetzt worden waren, zumal Gewerbe und Handel, bei der großen Unsicherheit auf den Verkehrswegen vollständig daniederlagen, alle anderen Finanzquellen aber gleichfalls vollständig, bis auf den Grund erschöpft waren.

Zu verwundern war es nicht, dass die ganz verarmten Menschen, um ihr Leben zu fristen, die plündernde Soldateska nachahmend, ebenfalls in Raub und Diebstahl ihr Heil suchten, dass Gottesfurcht, gute Sitte, Nächstenliebe ihnen nur noch in seltenen Augenblicken als ein schöner Jugendtraum vor das geistige Auge traten.

Glücklich waren in solchen Zeitläufen noch jene zu Preisen, welche, wie die Bürger von Forchheim, hinter festen Mauern und hohen Erdwällen weilten, und wenigstens vor Plünderung und Brandstiftung unter dem Schutze zahlreicher schwererGeschütze verschont blieben. Dafür, dass den Einwohnern dieser Stadt ein weit besseres Los beschieden war, als vielen anderen Städtebewohnern, spricht klar und deutlich die Tatsache, dass die Preise der Lebensmittel in Forchheim, unmittelbar der mehrmonatlichen Belagerung, niedriger waren, als jene in der unbehelligt gebliebenen Reichstadt Nürnberg. Unerschwingliche Kontributionen, große Verluste an Kriegsmaterial, bedrängten die freie Stadt, deren Säckel bis auf den Grund geleert war.

Die zweckmäßig geleitete und mit großer Tatkraft durchgeführte Verteidigung der Festung trug für diese Stadt insofern gute Früchte, als sie, nachdem sie ihren Belagerern so wacker die Zähne gezeigt hatte, nachdem sich die Schweden an ihr wahrlich die Hörner abgestoßen hatten, nachdem sie sich also der Feinde Achtung errungen hatte, im Verlaufe des ganzen Krieges von allen ferneren Angriffen verschont blieb. Auch bei dieser Feste sollten sich die Worte, welche Baubard an die Außenseite der Tore der von ihm hergestellten Festung zu Schreiben beliebte: „Nec pluribus impar!“ (kommt her ihr Feinde alle, nehmt euren Teil von mir!), trefflich bewähren.

Das Gefühl der Dankbarkeit, das Bewusstsein, hinter Forchheims Wällen Schutz gegen den Feind auch künftig zu finden, mochten die Bischöfe von Bamberg bestimmt haben, nach Abschluss des westfälischen Friedens, noch im Siebzehnten Jahrhunderte, eine Reihe neuer Gebäude in Forchheim emporwachsen zu lassen. So wurde im Jahre 1685 durch Bischoff Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg zu der Klosterkirche der Franziskaner, im Jahre 1686 aber zu dem Oberamtshausen (dem jetzigen Bezirksamtsgebäude) der Grundstein gelegt, im Jahre 1698 von Bischof Lothar Franz von Schoenborn das Nürnberger Tor erbaut.

Bei der Verbesserung und vollständigen Fertigstellung der Befestigung von Forchheim sind von den besorgten Bischöfen die verschiedenen Fortifikationssysteme zweckentsprechend zur Anwendung gebracht werden. In der späteren Zeit war Forchheim, welches namentlich auch das holländische Befestigungssystem (mit seinen hohen Erdwällen auf den Mauern und den mit Wasser gefüllten breiten Gräben) zu einer Festung ersten Ranges erhoben hatte, nahezu sturmfrei gemacht worden; ja selbst noch bis zu Jahre 1838 war Forchheim als Bayrische Festung erhalten geblieben.

Noch heute erinnert uns der bei der notwendig gewordenen Niederlegung der Mauern noch verschont gebliebene Teil der prächtigen Festung des früheren Bistums Bamberg, einer Stätte, die, wie kaum eine zweite im Königreiche Bayern, in weite Ferne zurückgehende Geschichte hat, wie in Prag, gleichsam jeder Pflasterstein historisch ist, durch die Großartigkeit der Erscheinung, durch die Schönheit noch erhaltener Mauern, Tore und Wälle, an eine ruhmvolle große Vergangenheit, an verschwundene Zeiten, in denen der heimische Herd nur durch starke Wehr und Waffen gesichert werden konnte, die uns aber auch des Dichters Worte: „dos est magna parentium virtus“, in das Gedächtnis zurückrufen.

Möchten uns doch, wenn auch die Neuzeit mir ihrem regen Verkehre an der Ostseite der Stadt Forchheim gebieterisch ihren Tribut forderte, der nur durch Befestigung von Wällen und Gräben entrichtet werden konnte, noch wenigstens an der Westseite die Zeugen aus jenen Jahrhunderten, in welchen Kaiser und Könige, Bischöfe und Große des Reiches sich an dem alten Kaiserhofe zusammenfanden, noch recht lange erhalten bleiben!

Möchten diese uns lebendig an die gütigen und vorsorglichen Landesherren erinnern, die ebenso auf das geistige, als auf das leibliche Wohl ihrer Untertanen bedacht waren! Möchten die grauen Mauerüberreste dem künftigen Geschlechte eine ernste Mahnung sein, dass höhere Überlieferungen auch im Gewühl der Interessen des

Augenblicks nicht vergessen werden dürfen, dass es Heilige Pflicht der Nachkommen ist, den vollen Umfang des von den Altforderen auf sie vererbten Landes, wenn erforderlich, mit ihrem Blute zu beschirmen, die enge Verbindung von Fürst und Volk, die durch die Gefühle der Dankbarkeit, aber auch durch gemeinsames Ehrgefühl getragen wird, für alle Zukunft zu erhalten! Möchten diese Wünsche nicht ungehört und unerhört verhallen! Gefahr auf Verzug scheint abzuwalten. Jetzt ist es noch nicht zu spät; auch in letzter Stunde kann noch Rettung werden!

 

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